Kreuvfs Allerweltsblog

2007-04-05

ProPagandanorama

Abgelegt unter In eigener Sache,Software,Soziales Umfeld,Technologie von Kreuvf um 23:54:24

Heute gab es wieder Propaganda bei der ARD im gleichnamigen Magazin “Propaganda” Panorama.

Was gab es da zu sehen? Überforderte Mütter, die einen Besuch der Super Nanny – oder besser gleich eine eigene Super Nanny-Staffel – nötig hätten, weil sie es einfach nicht schaffen ihre verzogenen Kinder, denen alles geboten wurde – und Kinder nehmen Angebote gerne an! -, von den Computern zu lösen.

Star-Besetzung

Zuerst gezeigt wurde eine Mutter mit verzogenem Kind, das wohl laissez fair-“Erziehung” genossen hat und sich seiner Mutter gegenüber natürlich entsprechend artig und brav verhalten hat. Natürlich durchschaut der Junge die Art und Weise wie seine Mutter tickt und nutzt dies schamlos aus:

So ist halt meine Mutter, sie hat halt… der Familienfrieden ist ihr wichtiger und darum lässt sich mich meistens auch spielen.

Quelle: YouTube – Panorama: Spiel ohne Grenzen – ARD, 05.04.2007 21:45

Der andere Fall war ein nur kurz gezeigter Zocker mit ebenfalls überforderter Mutter, die nach ein bisschen Gegen-Die-Tür-Getrete und Geschubse ihres Sohnes gleich nachgibt – wahrscheinlich in der Angst, dass der Klügere nachgeben könnte und sie sich dann ja eine neue Tür kaufen müsste.

Üble Machenschaften

Der Grund für diesen Artikel ist, dass es in dem Beitrag ausschließlich darum ging gezielt Stimmung zu machen, Stimmung zu machen gegen Computerspiele im Allgemeinen. Und wer meinen Blog regelmäßig liest, wird wahrscheinlich auch den Artikel auf heise.de zum vorletzten Panorama-Bericht über Computerspiele gelesen haben und daher wissen, dass diese Stimmungsmache einem bestimmten Zweck dient. Allein aus dem Artikel geht schon hervor, dass anders als es bei Wikipedia steht

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat das Gebot der Staatsferne und der Unabhängigkeit.

beide Berichte eine eindeutige Färbung aufweisen und absolut nichts mit Unabhängigkeit zu tun haben. Ebenfalls im heise.de-Artikel erwähnt ist ein gewisser Thomas Berndt, der auch dieses Mal wieder seine Finger im Spiel hatte.

Repräsentativität

Etwas genauer will ich noch auf die Repräsentativität des Berichtes eingehen. Gezeigt wurde ein Hauptschüler, der das Glück hat einen PC mit Internet inkl. den entsprechenden kostenpflichtigen Onlinespielen finanziert zu bekommen, ein Zustand wie er wohl in jeder durchschnittlichen deutschen Familie eines Hauptschülers herrscht.

Weiter wird eine Untersuchung der Charité Berlin zitiert:

Das Ergebnis: 6 bis 12% der untersuchten Spieler zeigten Suchtverhalten.

Quelle: YouTube – Panorama: Spiel ohne Grenzen – ARD, 05.04.2007 21:45
Natürlich wird verschwiegen wie viele Spieler denn untersucht wurden und wie diese ausgesucht wurden und auf der Seite der Berliner Charité finde ich diese Daten nicht (diese Daten sind höchstwahrscheinlich in den genannten Druckwerken zu finden), es scheint mir so als wolle man hier mit repräsentativ-erscheinenden Zahlen versuchen einen erheblichen Teil der Spielerschaft als Suchtkrüppel hinzustellen. So zumindest der Eindruck, den Panorama erwecken will.

Nebenbei bemerkt wird die Untersuchung schon irreführend vorgestellt:

In der Berliner Charité erforscht man “Wie süchtig machen Computerspiele?”.

Quelle: YouTube – Panorama: Spiel ohne Grenzen – ARD, 05.04.2007 21:45
Wenn man das so hört, könnte man leicht denken, dass ausgehend von der anscheinenden Tatsache, dass Computerspiele süchtig machen können, untersucht wurde wie stark diese süchtig machen. Es wurde stattdessen untersucht, ob Computerspiele überhaupt süchtig machen können.

Schaut man sich die entsprechende Untersuchung aus dem Jahre 2005 an, erhält man ein anderes Bild als jenes, das die Panorama zu erzeugen versucht:

Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben erstmals mit hirnphysiologischen Untersuchungen bewiesen, dass exzessives Computerspielen zu einer Sucht werden kann, die auf vergleichbaren Mechanismen wie Alkohol- oder Cannabis-Abhängigkeit beruht.

Quelle: Charité – Jeder 10. Computerspieler erfüllt Abhängigkeitskriterien
Es wurde also lediglich gezeigt, dass man nach Computerspielen genauso süchtig sein kann wie nach Alkohol oder Cannabis. Wie viele Spieler untersucht wurden geht aus dieser Pressemeldung nicht hervor, es wird allerdings auf eine andere Untersuchung verwiesen, die in Zusammenarbeit mit der Krawall Gaming Network GmbH durchgeführt wurde, wonach 11,9% aller Spieler Suchtverhalten an den Tag legen würden. Auch hier die Frage nach der Repräsentativität: Denn das ist dann in etwa so als würde man in eine Kneipe gehen und dort untersuchen wie viele Alkoholkonsumenten alkoholabhängig sind und danach behaupten, dass im Schnitt jeder zehnte Alkoholkonsument alkoholabhängig wäre.

Ganz nebenbei bemerkt: Die Untersuchung hat ebenfalls gezeigt, dass Computerspiele nicht zu gesteigerten Aggressionen führen.

Expertenmeinung

Dr. Bert Te Wildt ist anscheinend ein Experte auf diesem Gebiet und liefert die Schreckensprognose:

Ich denke schon, dass man im Zusammenhang mit Computerspielen- und Internetabhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen von einem Massenphänomen im Moment sprechen kann.

Quelle: YouTube – Panorama: Spiel ohne Grenzen – ARD, 05.04.2007 21:45
Mein Kommentar: Ich denke schon, dass man im Zusammenhang mit propagandistischer Berichterstattung über Computerspieler und Internetnutzer in den Medien von einem Massenphänomen sprechen kann.

Es interessiert niemanden, was Herr Dr. Bert Te Wildt sich alles denkt, es zählt einzig und allein, was ist. Und Ist-Zustand ist eine Spielercommunity, die einen richtig dicken Hals auf genau diese Art der Berichterstattung hat und gerade deshalb umso energischer weiterspielen wird.

Schuld abwälzen

Die Mutter des zweiten Falles jedoch scheint in ihrer Fähigkeit rationale Forderungen zu stellen stark beeinträchtigt zu sein. Schuld an der Sucht ihres Sohnes und damit verantwortlich für alle Taten des Sohnes seien die Spieleentwickler! Nachdem sie ihrem Kind doch so vieles geboten hat, kommt es in diesen Sumpf und da einfach nicht mehr raus.

Das ist in etwa so als würde man den Bierbrauern die Schuld für Alkoholismus geben.

Es ist ebenfalls toll zu hören, dass die Mutter des zweiten Falles ihrem Kind so vieles zu bieten scheint, dass darunter auch ab18-Spiele für den 15-Jährigen sind, der das Ganze jedoch nur mit folgenden Worten kommentiert:

Ja, mein Gott. Ist doch egal.

Quelle: YouTube – Panorama: Spiel ohne Grenzen – ARD, 05.04.2007 21:45

Irgendwer muss dem Kind den Computer gekauft haben und wenn das eben eine Highend-Maschine ist und Windows drauf läuft, laufen eben auch die meisten Spiele darauf. Hätte man sich stattdessen für ein Linux-System entschieden, könnte man die meisten Spiele vergessen, für die Schule arbeiten könnte das Kind dann trotzdem noch, aber so sind sie, die Fernsehmütter von heute: Von nichts eine Ahnung, alles haben wollen und sich dann beschweren, wenn die Dinge anders kommen als gedacht.

Fazit

Der Panorama-Bericht über Computerspielesucht ist nichts weiter als ein aus verschiedensten Behauptungen und seltenen Einzelfällen zusammengeflicktes propagandistisches Machwerk mit dem Ziel Ängste zu schüren, die dann wiederum gewissen Filterfirmen zu gute kommen können.

Der Text von Panorama oder doch lieber der andere, welcher ist richtig.
Entscheiden Sie selbst:

Sie heißen “Final Fantasy”, “Der Pate” oder “Call of Duty“. Ihr Ziel ist immer gleich: Menschen jagen, foltern, töten. Die Jäger sitzen vor dem Bildschirm, ihre Waffe ist der Joy-Stick. Doch in letzter Zeit wird immer wieder die Frage gestellt, ob derartige Spiele Auslöser sein können für tatsächliche Greueltaten – in Littleton, Erfurt oder zuletzt in Tessin. Bayern will die so genannten Killerspiele jetzt über eine Initiative im Bundesrat verbieten. Die Bundesjustizministerin ist dagegen.

Sie heißen “Panorama”, “Frontal21” oder “FocusTV“. Ihr Ziel ist immer gleich: Spieler in Deutschland, pauschalieren, diffamieren und kriminalisieren.Die Jäger sitzen vor dem Quotenmesser, ihre Waffe ist die Dummheit der Bevölkerung. Doch in letzter Zeit wird immer wieder die Frage gestellt, ob derartige Berichte Auslöser sein können für tatsächliche Greueltaten. Spieler wollen die so genannten Hetzberichte jetzt verbieten lassen. Die Bundesjustizministerin ist dagegen.

Quelle: Reaktionen auf den ersten Panorama-Bericht

Links

YouTube – Panorama: Spiel ohne Grenzen – ARD, 05.04.2007 21:45
YouTube – Panorama ARD – Spiel ohne Grenzen – 05.04.07 (inkl. vollständiger Anmoderation)
Wikipedia – Propaganda
Wikipedia – Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Panorama, “Killerspiele” und die Filter-Firma
Charité – Jeder 10. Computerspieler erfüllt Abhängigkeitskriterien
Dr. Bert Te Wildts Homepage
Reaktionen auf den ersten Panorama-Bericht

Nachtrag am 06.04.2007 um 10:45 Uhr: Artikel überarbeitet
Nachtrag am 14.05.2008 um 16:10 Uhr: Zensurversuche (Entfernung des YouTube-Videos) umgangen durch Verlinkung auf anderes Video mit selben Inhalt

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2007-03-21

Dringend zu verschenken

Abgelegt unter Humor,In eigener Sache,Kurioses,Soziales Umfeld von Kreuvf um 20:06:09

Wöchentlich erscheint in Hockenheim die “Hockenheimer Woche”, die jedem Haushalt kostenlos zugestellt wird.

Und in der aktuellen Ausgabe (Woche 12 vom 21. März 2007) findet sich unter der Rubrik “Die gute Tat” auf Seite 35 folgendes:

Jetzt leider zum zweiten Mal: Brauner Holzcouchtisch mit einer sehr schönen Marmorplatte zu verschenken. Wirklich sehr schöner Tisch.

Daher eine Bitte an all meine Leser: Melde sich jemand bei diesem armen Menschen (wer ernsthaft Interesse hat, soll sich bei mir melden, die Handynummer des Verschenkers ist ebenfalls in der Rubrik angegeben), der ja scheinbar so verzweifelt versucht seinen unbeschreiblich schönen Holzcouchtisch mit einer kunstvoll gefertigten, ja einmaligen (JETZT ZUSCHLAGEN!!!), Marmorplatte loszuwerden.

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2007-02-12

Miesmacher@work

Abgelegt unter Kurioses,Soziales Umfeld von Kreuvf um 20:15:15

William Felps und Terence Mitchell von der University of Washington haben in einer Untersuchung herausgefunden welch krassen Einfluss “Miesmacher” am Arbeitsplatz auf das Arbeitsklima haben können.

Es wurde herausgefunden, dass bereits ein unliebsamer und verantwortlungsloser Mitarbeiter ausreichen kann, damit es im Team zu Streitereien kommt, die Absprachen untereinander schlechter werden oder sogar die Zusammenarbeit verweigert wird.

Ebenfalls werden drei Arten der Reaktion auf “Miesmacher” näher erläutert, die da wären:

  • beherztes Eingreifen
  • Ablehnung
  • Abwehrhaltung

Zuerst werden andere Mitarbeiter den “Miesmacher” auf sein Fehlverhalten hinweisen und versuchen ihn zur Vernunft zu bringen. Spielt der “Miesmacher” nicht mit, so wird er abgewiesen.

Drittes, die Abwehrhaltung, tritt nur dann ein, wenn der “Miesmacher” in einer mächtigeren Position als das restliche Team ist. Dies ist vor allem deswegen kritisch, weil sich die schwachen Teammitglieder zurückziehen, frustiert, abgelenkt und defensiv werden.

Gewöhnliche Abwehrmechanismen umfassen Verweigerung, Rückzug aus dem Miteinander, Ärger, Angst und Furcht. Das Vertrauen ins Team bröckelt dahin und so wie die Gruppe ihren freundlichen Umgang verliert, ziehen sich die Teammitglieder physisch und psychisch aus dem Team zurück.

Als ich das gelesen habe, sind mir sehr schnell Parallelen zum Gildenleben aufgefallen, da selbst dort ein “Miesmacher” die Stimmung und Teilnahme aller – entsprechend der Bezeichnung – vermiesen kann. Es muss deshalb oberstes Ziel einer effizienten Gildenleitung sein “Miesmacher” nicht in die Gilde zu lassen (leider lässt sich das online nicht so leicht tun) oder entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, falls man sich einen Miesmacher ins Boot geholt hat.

Links

EurekAlert.org – Business & Economics – Rotten to the core: How workplace ‘bad apples’ spoil barrels of good employees

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2006-08-10

Regulationswut

Abgelegt unter Soziales Umfeld,Webdesign von Kreuvf um 09:48:10

Eine Studie der Universität von Alberta zufolge werden Internetseiten nicht durch strengere Kontrollen und Auflagen für Webseiten-Admins/Webmaster sicherer. Gemeint ist damit vor allem die Weitergabe von Informationen, die bei einer Registrierung oder Bestellung gemacht werden.

Wie bekannt sein dürfte werden Adressen und E-Mail-Adressen für viel Geld gehandelt und so erscheint es für den einen oder anderen Webmaster – Datenschutz hin oder her – lukrativ seine in einer Datenbank gespeicherten User-Informationen einfach an den Höchstbietenden zu verkaufen.

In der o.g. Studie wurde u.a. die Top100 der US-amerikanischen Business-Webseiten analysiert, bevor erst kürzlich verabschiedete Gesetze zur Regulierung der Informationsverfolgung und des Informationsverkaufs (im Original: laws to regulate the tracking and selling of information) in Kraft getreten sind. Verglichen hat man diese Ergebnisse dann mit den schon länger unter Regulation stehenden Webseiten im Vereinigten Königreich.

Herausgefunden hat man folgendes: Die überregulierten Webmaster im Vereinigten Königreich haben oftmals nur die Informationen herausgegeben, die sie per Gesetz auch herausgeben müssen. Viel schlimmer ist dann aber noch, dass diese Informationen in unverständlicher Juristensprache (Original: legalese; dürfte wohl auch eingedeutscht als “Juristisch” (als Bezeichnung für eine Sprache) übersetzt werden) gefasst war.

Es wird eindeutig für ein selbstregulierendes System plädiert, da in beiden Systemen Betrüger gleich oft auftauchen, aber dafür in den regulierteren Systemen die Schwere des Betrugs größer ist.

Das Fazit, das Dr. Karim Jamal, ein Professor an der University of Alberta School of Business, daraus zieht ist eindeutig: “Unsere Forschung zeigt uns, dass, wenn wir uns auf strikte Regulation und harte Gesetze verlassen, es uns nur mehr kostet das auch umzusetzen, es mehr Komplexität und Verwirrung verursacht und zu krasseren Betrugsfällen führt.”

Quelle:
eurekalert.org – More regulations make Web sites less trustworthy, study shows

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2006-08-09

lol und rofl

Abgelegt unter Humor,Soziales Umfeld von Kreuvf um 18:36:05

Ich bin dafür, dass es zu den im Chat verbreiteten Abkürzungen "lol" und "rofl" deutsche Verben und Adjektive gibt.

Das Ganze sähe dann etwa so aus:

Präsens
ich lole du lolst er/sie/es lolt
wir lolen ihr lolt sie lolen
Präteritum
ich lolte du loltest er/sie/es lolte
wir lolten ihr loltet sie lolten
Perfekt
ich habe gelolt du hast gelolt er/sie/es hat gelolt
wir haben gelolt ihr habt gelolt sie haben gelolt

Als Adjektiv gäbe das dann mit Steigerungen lolig, loliger und am loligsten bzw. roflig, rofliger und am rolfigsten.

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