Kreuvfs Allerweltsblog

2014-06-08

Einfach erpressbar dank „Recht auf Vergessen“

Abgelegt unter Psychologie,Recht & Gesetz,Soziales Umfeld,Technologie von Kreuvf um 21:14:54

Das „Recht auf Vergessen“, das im Grunde keines ist, hat nach nur kurzer Zeit bereits dazu geführt, dass Google mit 40.000 entsprechenden Anfragen zugespammt wurde.

Im Internet frei abrufbare Quellen werden von Suchmaschinen automatisiert durchsucht und die dort verzeichneten Inhalte indiziert. Durchsucht man „das Internet“ mit der Suchmaschine, so durchsucht man in Wahrheit gar nicht tatsächlich das Internet, sondern den Index der Suchmaschine, also im Endeffekt eine Datenbank.

Wegen eines Urteil des Europäischen Gerichtshofs wurde Google in einem Fall gezwungen ein Suchergebnis nicht zurückzuliefern, also so zu tun als gäbe es besagten Inhalt im Internet nicht. Der Inhalt ist weiterhin im Internet abrufbar.1 Von einem Recht auf Vergessen kann hier also keine Rede sein.

Dienste hocherfreut

Unsere fünfäugigen „Freunde“ dürfte es aber freuen, dass Gebrauch von dieser Funktion gemacht wird: dadurch, dass die Betroffenen genau sagen, was man über sie im Internet nicht finden darf, ist auch direkt klar, womit man diese Personen im Falle des Falles erpressen könnte. Noch deutlicher kann man es den Diensten gar nicht sagen: „DAS IST MEIN WUNDER PUNKT, BITTE NUTZT DEN NICHT AUS.“ Und ich fand die mit einem großen Pflaster markierten wunden Punkte der Endgegner aus Yoshi’s Island immer zu unrealistisch…

1 Es würde mich freuen, wenn jemand für die im Netz kursierende Behauptung, dass derselbe Spanier bereits gegen die Onlineveröffentlichung dieser Notiz geklagt und verloren hatte, eine Quelle liefern könnte.

2012-06-24

Das +dx-Phänomen

Abgelegt unter Psychologie von Kreuvf um 19:49:42

Wenn eine hinreichend große Menge Menschen an einem Ort versammelt ist, erlangen massenpsychologische Phänomene Bedeutung. Massenpaniken, bei denen ohne Sinn und Verstand jeder einfach nur wild durch die Gegend rennt, sind ein solches Phänomen. Jeder, der von der Panik erfasst wird, will nur noch möglichst weit weg, ohne dabei auf die Menschen zu achten, die gestürzt sind und versuchen aufzustehen. Letzten Endes werden viele der Gestürzten von allen anderen zu Tode getrampelt. Ich möchte an dieser Stelle von einem massenpsychologischen Phänomen berichten, das mir quasi täglich auffällt. Die Beschränkung auf einen gemeinsamen Ort, an dem alle versammelt sind, besteht allerdings für dieses nicht immer.

Vorweg möchte ich sagen, dass ich keinerlei Recherche zu diesem Thema unternommen habe und meine Gedanken daher von etwaiger Fachliteratur unbeeinflusst aufschreibe. Falls das da draußen jemand mit entsprechendem Sachverstand liest, würde ich mich über Kommentare dazu sehr freuen. Insbesondere in wie weit derartige Ideen bereits untersucht wurden.

Der Kern: Aufsummierung kleiner Veränderungen

Am häufigsten konnte ich das „+dx-Phänomen“ in der Schule beobachten. Hin und wieder kam es vor, dass der Lehrer den Unterrichtsraum verlassen musste, um zum Beispiel etwas zu kopieren. In der Regel ermahnt der Lehrer die gesamte Klasse ruhig zu bleiben, solange der Lehrer nicht im Raum ist. Damit das auch so bleibt, gab es irgendeine Aufgabe in der Zeit zu tun. Je nach Klassenzusammensetzung, Konzentrationsfähigkeit und Aufgabenstellung dauerte es aber nicht allzu lang, bis quasi jeder mit dem Nachbarn quatschte, Leute quer durch den Raum liefen, um in größeren Gruppen zu reden oder Karten zu spielen. Wie konnte es dazu kommen? Die Anweisungen des Lehrers waren doch eindeutig und eine ruhige Klasse war das dann auf gar keinen Fall mehr. Wieso hat das niemand gemerkt? Oder, wenn die Schüler es merken, wieso hat dann trotzdem niemand etwas gemacht?

Die Anhebung der Lautstärke im Raum und damit der Beginn der Eskalation sind immer einzelne, die entgegen der eindeutigen Anweisungen des Lehrers statt Stillarbeit dem Nachbarn nur kurz was sagen müssen. Ob bewusst oder unbewusst, merken das dann alle anderen im Raum. Darunter auch die, die ihrem Nachbarn auch gerne etwas gesagt hätten, aber sich aufgrund des Verbots nicht getraut haben. Der einzelne Regelverstoß bleibt aber ungestraft und das ist, was bei allen anderen ankommt. Damit sinkt automatisch die Dringlichkeitsgrenze, ab der das Verbot umgangen wird. Und prompt fangen daher weitere Schüler an mit ihrem Nachbarn zu reden.

Da nicht jeder gleich leise spricht, wird einer aus dieser „zweiten Welle“ etwas lauter sprechen und je mehr Leute gleichzeitig im selben Raum miteinander reden, desto schwieriger kann es sein den Gegenüber zu verstehen, weshalb in den nachfolgenden „Wellen“ rasch sehr viel lauter gesprochen wird. Das geht so lange, bis der erste das Tabu bricht und nicht mehr flüstert, sondern ganz normal redet. Spätestens an diesem Punkt ist mindestens die halbe Klasse in Privatgespräche vertieft. Ab diesem Punkt steigt der Lärmpegel schnell – exponentiell –  an und durch das plötzliche Einsetzen der hohen Lautstärke werden selbst die, die sich dem +dx-Phänomen bislang erfolgreich entzogen haben, so sehr gestört, dass eine Weiterarbeit nicht mehr sinnvoll möglich ist. Also auch jene, die sich tatsächlich an die Vorgaben halten wollen, werden von der Masse in das Verhaltensmuster der Masse gedrängt. Die weiteren Dammbrüche wie Herumlaufen im Raum, um mit anderen zu reden, oder das Spielen von Karten können dann folgen. Artet die Lautstärke zu sehr aus, kommt auch schon mal die Lehrerin aus dem Nachbarzimmer und versucht für Ruhe zu sorgen.

Bei keinem der eben erwähnten Schritte findet eine Bestrafung des eigentlich unerwünschten Verhaltens statt und die Entgleisung kommt daher, dass das Damokles-Schwert der Bestrafung, das in Anwesenheit des Lehrers permanent über/in den Köpfen der Schüler schwebt, nicht vorhanden ist. Keiner der Schüler hat gewollt, dass die Situation entgleist und der Lärm so stark wird, dass die Lehrerin aus dem angrenzenden Unterrichtsraum schon nach dem Rechten sieht. Dennoch hat der Großteil der Klasse am Ende daran mitgewirkt. Wie konnte es aber dazu kommen?

Erklärungsansatz

Der erste Schüler ist der Schlüssel zu dem Ganzen. Ohne den ersten vom Großteil der Schüler bemerkbaren Regelverstoß ohne Sanktion würden sich die anderen Schüler nicht trauen mit dem Reden anzufangen. Solange nicht geredet wird, kann sich die Lautstärke auch nicht erhöhen. Der erste Schüler aber hat doch gar nicht so laut geredet? Er hat nur geflüstert und wollte doch gar niemanden wirklich stören. Wieso aber hat das dann dazu geführt, dass am Ende sogar die Lehrerin aus dem Nachbarzimmer nach dem Rechten sehen musste?

Der Grund ist, dass der Regelverstoß nicht geahndet wurde. Es ist daher für jene, die das mitbekommen haben, ein Signal mit der Bedeutung „Es ist in Ordnung so leise und kurz zu reden.“. Wie oben bereits angemerkt spricht nicht jeder gleich leise und gerade bei der Dauer ist die Frage, ab wann es zu lang ist. In der zweiten Welle wird diese Grenze daher schrittweise ausgeweitet. Die einen reden nur etwas, minimal, länger, die anderen reden ebenfalls etwas, minimal, lauter. Beide Wirkungen zusammen sorgen dann dafür, dass aus den vielen kleinen Schritten über einen etwas längeren Zeitraum große und immer größere Schritte werden. Daraus leite ich auch den Namen dieses Phänomens ab: +dx-Phänomen. Auch wenn das nichts mit der Differential- und Integralrechnung aus der Mathematik zu tun hat, so verhält sich das große Überschreiten der Ruhegrenze, die der Lehrer gesetzt hat, so wie die Integration nahezu unendlich kleiner Teile zwischen einem Graphen und der x-Achse: auch wenn die einzelnen Teile winzig sein mögen, so kann die Summe jedoch enorm sein. Jeder kleine Beitrag (dx) eines schwätzenden Schülers wird so aufsummiert und sorgt letzten Endes für einen extrem störenden Geräuschpegel.

Beispiel 1: Polizeigewalt

Es gibt genügend Beispiele von Polizeigewalt in Deutschland, Europa und auch im Rest der Welt. Die Frage, die sich in der Regel stellt, ist aber, wieso die fraglichen Polizisten so unglaublich brutal vorgehen? Es gibt Gesetze, die das erlaubte Vorgehen regeln. Wieso werden diese nicht eingehalten?

In einem hypothetischen Urzustand gab es ausschließlich Polizisten, die sich streng an die Vorschriften hielten. Einer jedoch gab dann während einer Festnahme dem Festgenommenen einen kleinen Klaps. Nichts, das vor einem Gericht als (versuchte) Körperverletzung durchgehen würde und auch keinerlei Folgen für alle Beteiligten hat. Aber etwas, das grundsätzlich nicht erlaubt ist. Nun bekommen das umstehende Polizisten natürlich mit und gerade jene, die „immer übertreiben müssen“ haben sich dann mal nicht so gut unter Kontrolle und hauen etwas stärker zu. Das Opfer hat bereits Schmerzen, aber keinerlei bleibende oder auch nur kurzfristig sichtbare Schäden wie etwa Hämatome. Das Opfer erstattet allerdings Anzeige, hat aufgrund der Rechtsprechung aber keinerlei Chance und bleibt letzten Endes auf den Kosten sitzen.

Das geht so immer weiter, bis ein „Brutalo-Bulle“ einen Einsatz leiten darf und durch die Blume ankündigt, dass härteres Vorgehen erlaubt wäre. So kommt man dann letzten Endes zu so unsäglichen Schweinen, die anderen Menschen auf Demonstrationen teils sogar noch aus heiterem Himmel mit Wasserwerfern die Augen rausschießen.

Den hypothetischen Urzustand gab es mit großer Sicherheit nie. Bestehende Polizisten werden immer in das bestehende System der Staatsgewalt hineingepresst, sodass sich die Zustände dort auch nur sehr langsam (über Generationen) ändern können.

Beispiel 2: Korruption

Streng genommen darf kein Beamter Geschenke annehmen, ohne dass sein Dienstherr davon vorher in Kenntnis gesetzt wurde und das erlaubt hat. Damit soll Bestechlichkeit eingeschränkt werden. In der Realität sieht das jedoch deutlich anders aus. Auch hier ist wieder die Frage, woher das kommt. Und auch hier läuft alles wieder darauf hinaus, dass diese absolute Grenze aufgeweicht wurde und es an klaren neuen Grenzen fehlt. Ist es okay, wenn die Studenten eines Professors diesem zu seinem Geburtstag Kuchen mitbringen? Darf ein Staatsanwalt zum Dank für eine gute Recherche einen Gutschein für einen Theaterbesuch mit seiner Frau annehmen?

Und so schaukelt sich das langsam, aber sicher hoch. Schon im Jugendgemeinderat Hockenheim hat man die Auswirkungen des +dx-Phänomens spüren können. Es war kurz vor Weihnachten und wir, die Mitglieder des Jugendgemeinderates, hatten vor alle zusammen essen zu gehen. Die für die Geschäftstätigkeiten des Jugendgemeinderates zur Verfügung gestellten 5.000 € sind natürlich selbstverständlich nicht dafür gedacht, dass sich die JGR-Mitglieder davon die Bäuche in der Hockenheimer Gastronomielandschaft vollschlagen. Dennoch kam diese Forderung prompt und letzten Endes kamen nur drei der zwölf gewählten Mitglieder des JGR Hockenheim und ein Externer. Was war hier also passiert? Mit dem Argument, dass „die da oben“ „das“, also Steuergelder verprassen, um sich einen schönen Abend zu machen, ja auch machten, wurde schon fast darauf bestanden, dass unser Budget mit einem Weihnachtsessen belastet wird. Das +dx-Phänomen war am Werk. Wenn die anderen sowas auch machen, dann dürfen wir das auch. Und die Sache ist sogar so, dass gar nicht feststehen muss, dass „die anderen“ das auch gemacht haben. Es reicht vollkommen aus auf dem Klischee des verschwenderischen Politikers aufzubauen und allen Gemeinderatsmitgliedern der Stadt Hockenheim pauschal vorzuwerfen auf Kosten der Steuerzahler essen zu gehen. Nur dadurch, dass mindestens ein Mitglied des JGR diese Meinung hatte und sich auch entsprechend positioniert hat, fiel es dann auch anderen Mitgliedern leichter dieselbe Position einzunehmen, da das Tabu etwas Illegales zu fordern bereits gebrochen war. Natürlich waren die meisten davon nicht um eine entsprechend abstruse Ausrede verlegen den Termin abzusagen.

Beispiel 3: Überwachungsgesetze

Ähnlich sieht es auch mit Gesetzen und Maßnahmen aus, deren Ziel eine weitreichendere Überwachung ist. Was jeder einzelne Politiker auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene macht, ist einzeln betrachtet nicht unbedingt viel. Aber durch die Gesamtheit der Maßnahmen und dadurch, dass frühere Entgleisungen Mut machen auch mal eine neue Entgleisung auszuprobieren, kommt es dazu, dass immer wieder und auch in immer schwachsinnigerem Zusammenhang – in China kippt ein Sack Reis um; reflexartig kommentiert der Innenminister dies mit: „Mit der Vorratsdatenspeicherung hätten wir das verhindern können!“ –  weitere Maßnahmen gefordert und durchgesetzt werden. Andere „Sicherheits“politiker schauen sich das natürlich ab und auch ohne Lobbyeinflüsse beginnt leicht eine Anpassung an das aktuelle Maximum: wenn der Lärmpegel im Klassenzimmer schon unerträglich laut ist, dann muss man eben brüllen, um gehört zu werden. In diesem Fall wäre aufgrund der immer geringeren Achtung vor den Grundrechten auch die Bezeichnung „−dx-Phänomen“ sinnvoll.

Beispiel 4: unsachgemäße Behandlung von Gemeineigentum

Gerade im Labor musste ich schon mehr als einmal feststellen, dass mit den immens teuren Geräten sehr ruppig umgegangen wird. Auch hier könnte man von einem „−dx-Phänomen“, da sich mit der Zeit die Achtung im Umgang mit dem Gerät abbaut, da sich die Leute nicht nur best practices voneinander abschauen, sondern auch worst practices. Der mangelhafte Umgang mit den Geräten wird nicht persönlich geahndet und selten ist jemand im Labor vorhanden, der die Zeit und auch die Lust hat andere Leute bei der Gerätebedienung zurechtzuweisen. Es ist daher auch möglich, dass ein gewisser selbstverstärkender Schlendrian einsetzt, der zu einem immer schlechteren Umgang mit dem Gerät führt.

Abgrenzung

Gerade in Bezug auf die Überwachungsgesetze fällt oft das Wort „Salamitaktik“. Beim +dx-Phänomen handelt es sich nicht um eine aktiv verfolgte Absicht, wie das bei der Salamitaktik der Fall ist. Es handelt sich eher um einen passiven Anpassungsvorgang, der dadurch zustande kommt, dass sich der einzelne in seinem Verhalten mit dem Verhalten in seiner Umgebung vergleicht und versucht dies abzugleichen.

Gegenmaßnahmen

Die hier beschriebenen Gegenmaßnahmen sind allesamt wenig praktikabel. Massenpsychologische Phänomene lassen sich unterdrücken, indem keine Massen mehr zugelassen werden. Das würde eine Beschränkung auf vielleicht fünf Personen bedeuten. Starke Persönlichkeiten, die sich nicht einfach mitreißen lassen, wären die andere Lösung. Aber nicht erst seit Ghost in The Shell: Stand Alone Complex oder Georg Schramm ist bekannt, dass unser aktuelles Wirtschaftssystem eben genau auf jene Leute aufbaut, die sich mitreißen lassen und immer den neuesten Dreck kaufen müssen. Der totale Überwachungsstaat ist dafür ebenfalls Lösung.

2011-07-08

Sinn des Lebens

Abgelegt unter In eigener Sache,Psychologie von Kreuvf um 20:34:35

Der Durchschnittsmensch macht sich bekanntlich nicht viel Gedanken über Dinge, die außerhalb der Greifreichweite liegen, und kommt man einem solchen Menschen dann mit Fragen wie die nach dem Sinn des Lebens, muss man enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass die Antworten darauf in etwa so aussehen: „Du kannst Fragen stellen… !“, „Darüber mache ich mir keine Gedanken.“ oder „Womit du dich alles beschäftigst!“ Nun habe ich keine Lust mir über die Unwilligkeit der Masse Gedanken zu machen und habe mir bereits vor Jahren überlegt, was ich denn auf diese Frage antworten würde. Da die Antwort allerdings nicht einfach zu verstehen ist, denke ich, dass ich das hier mal detailliert ausführen sollte, einfach um das mal aufgeschrieben zu haben und darauf verweisen zu können. Detaillierte Ausführungen sind in der Regel gerade in alltäglichen Gesprächen nicht möglich, da der Gegenüber keinerlei Bereitschaft zeigt Ausführungen mit mehr als drei Sätzen zu folgen.

Definition: Sinn

Vor der Beantwortung der Frage nach dem Sinn des Lebens, also: „Welchen Sinn hat das Leben?“, will ich klären, was mit „Sinn“ gemeint ist. Gemeinhin wird etwas als „sinnvoll“ bezeichnet, wenn damit ein vom Betrachter erkennbares Ziel erreicht wird. Eine verkehrsberuhigte Zone in der Umgebung eines Spielplatzes ist demnach sinnvoll, weil eine solche Zone dafür sorgt, dass ein Großteil der Verkehrsteilnehmer langsamer und vorsichtiger fährt und so im Falle eines plötzlich auf die Straße rollenden Balles mit hinterherrennendem Kind auch rechtzeitig und ohne, dass jemand oder etwas zu Schaden kommt, bremsen kann.

Anders formuliert ist der Sinn der verkehrsberuhigten Zone eine Verringerung des Unfallrisikos. So ausgedrückt ist das Wort „Sinn“ auch leicht durch „Grund“ ersetzbar: der Grund der verkehrsberuhigten Zone ist eine Verringerung des Unfallrisikos. Der Knackpunkt an dieser Sache soll aber nochmals deutlich ausgeschrieben werden: Sinn ist nur dann vorhanden, wenn der Betrachter ein/das Ziel erkennen kann. Der Sinn einer quadratischen Ergänzung erschließt sich nicht jedem, hat daher für den einen Betrachter keinen Sinn, für den anderen jedoch sehr wohl.

Definition: Sinn des Lebens

Nachdem die Definition für „Sinn“ gegeben ist, ist klar, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens viel eher die Frage nach dem Grund für die Existenz von Leben darstellt. Dies wiederum ist aber in der Regel nicht das, was damit häufig gemeint wird. Oder es ist eine leicht andere Frage, nämlich: „Welchen Sinn hat mein Leben?“ Das heißt an dieser Stelle muss deutlich unterschieden werden zwischen beiden Fragen: die eine ist allgemein gehalten und erwartet den Grund für die Existenz von Leben im Großen, die andere ist speziell auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten und erwartet letztendlich eine Handlungsanweisung. Diese Handlungsanweisung ist eine direkte Konsequenz aus der Beantwortung der Frage nach dem Sinn eines bestimmten Lebens.

Sinn notwendig?

Bevor ich auf beide Fragen eine Antwort geben möchte, muss klar sein, dass grundsätzlich keinerlei Notwendigkeit für das Vorhandensein eines Sinns besteht. Es handelt sich dabei um ein menschliches Bedürfnis für die Dinge eine Erklärung zu haben, auch wenn es nur irgendein Glaube sein sollte. Wichtig ist, dass der Mensch, für den die Frage beantwortet werden soll, die Antwort für in sich schlüssig halten muss, weshalb auch auf grobem Unfug, Wunschdenken und Glorifizierung basierende Wundergeschichten durchaus ausreichen können. Das heißt, dass die Anforderungen an die Qualität der Antworten von der jeweiligen Person abhängen.

Grund für die Existenz von Leben

Wie auch immer „Leben“ im Detail definiert ist, arbeitet man wie ich mit der in der Biologie verwendeten Definition, so lässt sich unter Nutzung des derzeitigen Stands der Wissenschaft die folgende Aussage treffen: Der Grund für die Existenz von Leben ist, dass das Leben thermodynamisch begünstigt ist. Vereinfacht gesagt: das, was wir als Leben wahrnehmen, ist im Endeffekt eine unglaubliche Menge verschiedener chemischer Reaktionen. Diese sind so ausbalanciert, dass sie sich zum Beispiel vermehren können oder verschiedene Stoffe, die von außerhalb dieses Systems aufgenommen werden, so umwandeln können, dass daraus Stoffe entstehen, die an anderer Stelle im System genutzt werden können. Ersteres lässt sich als Fortpflanzung bezeichnen, Zweiteres als Stoffwechsel. Wie das alles mal angefangen hat und auch wann, lässt sich leider nicht ohne Weiteres klären. Der Grund aber dafür, dass diese und nicht andere Reaktionen ablaufen, liegt darin, dass grundlegende physikalische Gesetze dafür sorgen, dass genau diese Reaktionen bevorzugt stattfinden. Die Existenz von Leben ist daher in den Naturgesetzen begründet.

Grund für die Existenz eines bestimmten Lebens

Die für die meisten sicher spannendere Frage ist die nach dem Sinn ihres Lebens. Und erwartungsgemäß gibt es darauf keine allgemein gültige Antwort. Aber es ist möglich gewisse Feststellungen zu treffen:

  1. Der Sinn eines Lebens besteht in der Regel in dem Streben nach und – im Idealfall – dem Erreichen mindestens eines Zieles. Daraus leitet sich ab, dass Ziele definiert werden müssen. Projektmanager definieren „Ziel“ als Beschreibung eines zukünftigen Zustands mit weiteren Detailangaben wie Ort, Datum und Umfang etc. pp.
  2. Kein Mensch kommt mit einem vordefinierten Ziel auf die Welt. Es ist möglich, dass äußere Einflüsse versuchen Ziele aufzudrücken, aber im Endeffekt ändert auch das nichts daran, dass es kein vordefiniertes Ziel gibt. Jeder Mensch hat demnach Wahlfreiheit.
  3. Die Wahl eines Zieles kann bei konsequenter Verfolgung großen Einfluss auf das Leben haben. Es ist daher bei der Wahl eines Zieles wichtig dies nicht leichtfertig zu tun.
  4. Sind alle Ziele erreicht, kann der Mangel an Zielen trotz des bereits Erreichtem zu einer Leere führen, die darin mündet, dass das eigene Leben als sinnlos erachtet wird. Ähnlich wie die Dinge, die wir besitzen, weniger wert erscheinen als das, was wir gerne hätten, verhält es sich auch mit Zielen: ist man am Ende der Grundschule stolz, wenn man eine Empfehlung für’s Gymnasium bekommen hat, kann dies spätestens beim Bestehen des Abiturs als lächerlich kleines Ziel wirken. Es ist daher ratsam Ziele zu suchen, die automatisch zu Folgezielen führen oder mindestens Folgeziele nicht ausschließen.

Der wohl wichtigste Punkt ist, dass jeder Mensch frei ist in der Wahl seiner Ziele. Freiheiten sind immer ein zweischneidiges Schwert, da man auf der einen Seite die Qual der Wahl hat, auf der anderen Seite keine Ziele verfolgen muss, die man nicht verfolgen will.

Ich bin kein Philosoph – betrachte die meisten ja sogar als nichtsnutzige Labertaschen – und denke trotzdem, dass es hilfreich ist das mal so aufgeschrieben zu haben.

Randbedingung

All das, was wir Menschen übereinstimmend als Realität wahrnehmen, existiert auch tatsächlich so und wir leben nicht nur in einer Traumwelt. Das ist zwar grundlegend, aber leider keine Selbstverständlichkeit. Der Punkt ist aber, dass wir nur diese eine Realität haben und uns keinerlei Daten über irgendwelche außerhalb liegenden Welten zur Verfügung stehen, zumindest keine reproduzierbaren.

2011-06-21

Umgang mit Ideenklau

Abgelegt unter In eigener Sache,Psychologie,Soziales Umfeld von Kreuvf um 18:55:08

Die Berliner Woche berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe auf Seite 20 unter dem Titel „Schweigen ist nicht immer Gold“ mit dem Zusatz „Ideenklau im Job richtig ansprechen“ darüber, wie man am besten damit umgeht, wenn Kollegen Ideen anderer als die eigenen ausgeben. Der Grundtenor des Artikels ist, dass man da immer sehr auf Deeskalation aussein sollte und erst mal mit dem Mitarbeiter das Gespräch suchen.

Das hilft natürlich bei Leuten, die das mit voller Absicht tun, absolut nicht weiter. „Im schlimmsten Falle müsse man das schlucken, sagen Psychologen.“ Ja, das steht da tatsächlich. Da steht tatsächlich, dass man doch bitte sein scheiß Maul zu halten und den Duckmäuser zu mimen hat – im schlimmsten Falle…

Doch was ist dieser schlimmste Fall? Wenn eine Klärung mit dem betreffenden Kollegenschwein nicht möglich ist, ist man gezwungen eine Ebene höher für Klärung zu sorgen. Aber da warnt gleich „Psychologe Roland Wichmann-Kopp aus Heidelberg“, dass das ja riskant sei. Könnte ja sein, dass die Beziehung des Kollegenschweins zum Chef besser ist als die eigene! Und das ist noch gar nicht der schlimmste Fall :X

Der schlimmste Fall ist, wenn der eigene Chef die Idee geklaut hat. Dann ist die Handlungsempfehlung absolut duckmäuserisch, jasagend und sich wie Dreck behandeln lassend: „Schweigen ist Gold“. Und warum, wird auch gleich noch erklärt: „Denn es sich mit dem Vorgesetzten zu verscherzen, bringt niemanden in seiner Karriere weiter.“ Aha. Wieso im Titel allerdings eher der Eindruck erweckt wird, dass man sich kämpferischer zeigen soll, erschließt sich mir dann nicht. Es wird im Endeffekt von allem eher abgeraten, was über ein Gespräch mit dem Kollegenschwein hinaus liegt. Und es wird der Eindruck erweckt, dass man nur „erfolgreich“ sein kann, wenn man sich unterjochen lässt. Da stellt sich mir die Frage, welch’ kranke Definition von „Erfolg“ es braucht, um damit rechtfertigen zu können sich so rückgratlos zu verhalten und nicht einmal eigene berechtigte Forderungen durchzusetzen.

Ich sehe das eher so: der Chef ist dann ein mindestens genau so dummes Arschloch wie das Kollegenschwein – ein Chef ist überhaupt nur ein weiterer Kollege – und hat sämtliche Ansprüche an meine Arbeitskraft über „Dienst nach Vorschrift“ hinaus verwirkt. Danach sollte möglichst schnell ein Arbeitsplatzwechsel unter deutlicher Nennung des Grundes vollzogen werden, ruhig auch mal die obersten Etagen anschreiben (und auch ausdrücklich darüber in Kenntnis setzen, dass dies der Grund für die Kündigung ist) und sich nicht im Stillen ungerecht behandeln lassen. Würden mehr Menschen derart entschieden gegen schlechte Behandlung vorgehen, gäbe es auch solche Chefs nicht mehr.

Aber wenn uns schon die Zeitung sagt, dass wir lieber die Fresse halten und schlucken sollen (bis wir davon Magengeschwüre bekommen), dann ist das wohl sicher der beste Weg! Wer weiß, wer diesen Artikel da lanciert hat…

2010-10-11

Scheißtag

Abgelegt unter Psychologie von Kreuvf um 18:22:21

Manchmal kommen mir in den unmöglichsten Situationen noch unmöglichere Gedanken. Hier mal, was ich mir kürzlich so gedacht habe:

Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen ist gekennzeichnet davon, dass man nicht mehr Scheißtage sondern gute Tage bemerkt. Als Kind ist jeder Tag standardmäßig ein guter Tag („JAaaaa, spielen :DDDD!“) und Scheißtage stellen eine Ausnahme dar, die man bemerkt („Heute war ein Scheißtag!“). Als Erwachsener hingegen ist jeder Tag standardmäßig ein Scheißtag, aus den unterschiedlichsten Gründen. Ist ein Tag dann ausnahmsweise mal kein Scheißtag, so wird dies bemerkt („Heute war ein guter Tag!“).

Keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht. Wenn jemand Näheres dazu weiß, kann derjenige mich gerne anschreiben ^_^