Umgang mit Ideenklau
Die Berliner Woche berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe auf Seite 20 unter dem Titel „Schweigen ist nicht immer Gold“ mit dem Zusatz „Ideenklau im Job richtig ansprechen“ darüber, wie man am besten damit umgeht, wenn Kollegen Ideen anderer als die eigenen ausgeben. Der Grundtenor des Artikels ist, dass man da immer sehr auf Deeskalation aussein sollte und erst mal mit dem Mitarbeiter das Gespräch suchen.
Das hilft natürlich bei Leuten, die das mit voller Absicht tun, absolut nicht weiter. „Im schlimmsten Falle müsse man das schlucken, sagen Psychologen.“ Ja, das steht da tatsächlich. Da steht tatsächlich, dass man doch bitte sein scheiß Maul zu halten und den Duckmäuser zu mimen hat – im schlimmsten Falle…
Doch was ist dieser schlimmste Fall? Wenn eine Klärung mit dem betreffenden Kollegenschwein nicht möglich ist, ist man gezwungen eine Ebene höher für Klärung zu sorgen. Aber da warnt gleich „Psychologe Roland Wichmann-Kopp aus Heidelberg“, dass das ja riskant sei. Könnte ja sein, dass die Beziehung des Kollegenschweins zum Chef besser ist als die eigene! Und das ist noch gar nicht der schlimmste Fall :X
Der schlimmste Fall ist, wenn der eigene Chef die Idee geklaut hat. Dann ist die Handlungsempfehlung absolut duckmäuserisch, jasagend und sich wie Dreck behandeln lassend: „Schweigen ist Gold“. Und warum, wird auch gleich noch erklärt: „Denn es sich mit dem Vorgesetzten zu verscherzen, bringt niemanden in seiner Karriere weiter.“ Aha. Wieso im Titel allerdings eher der Eindruck erweckt wird, dass man sich kämpferischer zeigen soll, erschließt sich mir dann nicht. Es wird im Endeffekt von allem eher abgeraten, was über ein Gespräch mit dem Kollegenschwein hinaus liegt. Und es wird der Eindruck erweckt, dass man nur „erfolgreich“ sein kann, wenn man sich unterjochen lässt. Da stellt sich mir die Frage, welch’ kranke Definition von „Erfolg“ es braucht, um damit rechtfertigen zu können sich so rückgratlos zu verhalten und nicht einmal eigene berechtigte Forderungen durchzusetzen.
Ich sehe das eher so: der Chef ist dann ein mindestens genau so dummes Arschloch wie das Kollegenschwein – ein Chef ist überhaupt nur ein weiterer Kollege – und hat sämtliche Ansprüche an meine Arbeitskraft über „Dienst nach Vorschrift“ hinaus verwirkt. Danach sollte möglichst schnell ein Arbeitsplatzwechsel unter deutlicher Nennung des Grundes vollzogen werden, ruhig auch mal die obersten Etagen anschreiben (und auch ausdrücklich darüber in Kenntnis setzen, dass dies der Grund für die Kündigung ist) und sich nicht im Stillen ungerecht behandeln lassen. Würden mehr Menschen derart entschieden gegen schlechte Behandlung vorgehen, gäbe es auch solche Chefs nicht mehr.
Aber wenn uns schon die Zeitung sagt, dass wir lieber die Fresse halten und schlucken sollen (bis wir davon Magengeschwüre bekommen), dann ist das wohl sicher der beste Weg! Wer weiß, wer diesen Artikel da lanciert hat…