Kreuvfs Allerweltsblog

2007-03-21

Dringend zu verschenken

Abgelegt unter Humor,In eigener Sache,Kurioses,Soziales Umfeld von Kreuvf um 20:06:09

Wöchentlich erscheint in Hockenheim die “Hockenheimer Woche”, die jedem Haushalt kostenlos zugestellt wird.

Und in der aktuellen Ausgabe (Woche 12 vom 21. März 2007) findet sich unter der Rubrik “Die gute Tat” auf Seite 35 folgendes:

Jetzt leider zum zweiten Mal: Brauner Holzcouchtisch mit einer sehr schönen Marmorplatte zu verschenken. Wirklich sehr schöner Tisch.

Daher eine Bitte an all meine Leser: Melde sich jemand bei diesem armen Menschen (wer ernsthaft Interesse hat, soll sich bei mir melden, die Handynummer des Verschenkers ist ebenfalls in der Rubrik angegeben), der ja scheinbar so verzweifelt versucht seinen unbeschreiblich schönen Holzcouchtisch mit einer kunstvoll gefertigten, ja einmaligen (JETZT ZUSCHLAGEN!!!), Marmorplatte loszuwerden.

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2007-02-24

“Ekel”-Essen

Abgelegt unter Kurioses,Technologie von Kreuvf um 11:54:46

Habe soeben einen interessanten Artikel mit zumindest mir gar nicht so neuen Fakten bei web.de gesehen und will dies zum Anlass nehmen ein wenig näher darauf einzugehen. Es handelt sich bei dem Artikel um einen kurzen Zusammenschrieb einiger “ekliger” Dinge, die bei uns ins Essen kommen, warum sie ins Essen kommen und ob es ausgezeichnet sein muss, dass diese Dinge im Essen sind.

Lecker Haare

Aus asiatischen Menschenhaaren oder aus Schweineborsten gewinnen Backmischungs-Hersteller den Eiweißbaustein Cystein.

Quelle: web.de
Man kann es sehen wie man will, aber im Endeffekt kriegt man keine Haare zu essen, sondern die Aminosäure L-Cystein, eine der wichtigsten Aminosäuren zur Formgebung unserer Proteine, da diese über eine sog. Thiolgruppe verfügen. Dahinter verbirgt sich nichts weiter als eine -SH-Gruppe. Besteht ein Protein aus min. zwei L-Cystein-Bausteinen, so können sich im entsprechenden Milieu die Wasserstoff-Atome abspalten und die beiden “freiliegenden” Schwefelatome miteinander eine Disulfidbrücke bilden (kann auch zwischen zwei und mehr Proteinen gebildet werden).

Bedenkt man dies, ist Cystein an sich wahrscheinlich nicht mehr so eklig wie es oben klingen mag und solange das Endprodukt der Menschenhaare bzw. Schweineborsten hochrein ist, gibt es doch auch keinen Grund so etwas eklig zu finden.

Was mich viel mehr stört, findet sich im folgenden Absatz:

Wie erkennt man das? Auf verpackten Produkten steht “L-Cystein”, “L-Cysteinhydrochlorid” oder “E 920”. Wird der Stoff angeblich nur zugesetzt, um Knetmaschinen die Arbeit zu erleichtern, findet sich kein Hinweis. Und beim Bäcker ist Information ohne-hin Mangelware: Offen verkaufte Ware muss nur in Ausnahmefällen gekennzeichnet sein.

Hervorhebung von mir. Quelle: web.de
Leider müssen technische Hilfsstoffe, von denen sich sehr wahrscheinlich immer Reste im Endprodukt finden lassen werden, nicht deklariert werden, in einigen Fällen wie etwa beim u.a. für Cola und dunkle Soßen verwendeten Farbstoff (Anmerkung: ist kein technischer Hilfsstoff, sondern Zusatzstoff) Zuckerkulör (E120a-d) gibt der Buchstabe hinter der E-Nummer einen Hinweis auf das Herstellungsverfahren, mit dem der Zusatzstoff hergestellt wurde, und damit auch auf mögliche Reste.

Lecker Holz

Aroma-Techniker mixen Sägespäne, Alkohol, Wasser und einige streng geheime Zutaten, kochen das ganze liebevoll zu Erdbeeraroma.

Quelle: web.de
Ist doch genial! Statt teurer Erdbeeren verwenden zu müssen, kann man den Abfallstoff Sägespäne verwenden und kann so “Frucht”-Joghurt entweder billiger verkaufen oder mehr Gewinn machen. Solange der Kunde das nicht in irgendeiner Form ablehnt, ist die Welt in Ordnung.

Ein Nachteil von dem Ganzen ist dann nur, dass durch den permanenten Einsatz solcher Aromen das echte Aroma einer echten Erdbeere nur noch zur zweiten Wahl wird. Das Bild, mit dem der Artikel bei web.de an dieser Stelle geschmückt ist, ist natürlich irreführend, da es sich nicht um Eisen/Stahl/Metallspäne, sondern um Holzspäne handelt wie man auch selbst noch später feststellt:

Wie erkennt man das? Wenn “natürliches Aroma” auf der Packung steht, ist durchaus Skepsis angebracht. So ist Holz zwar keine Beere, aber immerhin ein Naturprodukt.

Hervorhebung von mir. Quelle: web.de

Lecker Schimmelpilz

Anders als vielleicht vermutet geht es hier nicht um Käse, sondern um Zitronensäure. Anwendung findet diese als Antioxidationsmittel und/oder Säurungsmittel in verschiedensten Lebensmitteln:

Wo steckt’s drin? In Süßigkeiten, Limonaden und Cola, aber auch in Fischkonserven.

Quelle: web.de

Viel interessanter als der Einsatz dürfte die Herstellung der Zitronensäure sein. Man hat herausgefunden, dass der Schimmelpilz Aspergillus niger aus Melasse, einem Abfallprodukt der Zuckerherstellung, Zitronensäure produzieren kann. Bedenklich daran ist lediglich, dass sich in der Zitronensäure Schimmelpilzreste finden könnten, die für Allergiker problematisch wären.

Lecker Kadaver

Übertrieben ist die Überschrift dieses Absatzes:

Kadaver im Gummibärchen

Geschlachtete Tiere werden bis ins Kleinste ausgenutzt. Wird Knochenmehl oder Haut von Rindern und Schweinen hydrolysiert, gekocht, gelaugt, angedickt, entfärbt, gereinigt und getrocknet, erhält man Gelatine.

Quelle: web.de

Jedes Mal, wenn man Fleisch isst, isst man Tierkadaver. Es handelt sich bei der Überschrift also nur um eine möglichst aufsehenerregende Tatsachenbeschreibung, die vielleicht wegen der damit verbundenen Bewusstmachung des eigenen Handels (“Ich esse tote Tiere!”) hervorgerufen wird.

Etwas später kommt natürlich noch die Frage nach der gesundheitlichen Problematik in Bezug auf BSE vor. Es wird dort festgestellt, dass die Befürchtungen, dass durch Gelatine der BSE-Erreger übertragen werden könnte, sich bislang nicht bestätigt haben. Es würde mich zugegebenermaßen auch sehr wundern, wenn ein falsch gefaltetes Protein eine Tortur aus Hydrolysieren, Kochen, Laugen, Andicken, Entfärben, Reinigen und Trocknen in einem Stück überlebt, vor allem dann, wenn man bedenkt wie schwierig es für Forscher weltweit überhaupt ist ein Protein in der Form zu isolieren, in der es unter physiologischen Bedingungen vorkommt.

Fazit: Lecker weiteressen

Die von mir angesprochenen Dinge – und ich habe nicht den gesamten Artikel bei web.de auseinandergenommen – halte ich durchweg für unproblematisch, es ist an einfachen (und weniger einfachen) chemischen Substanzen nichts Ekliges mehr dabei. Genauso wie am Botulinum-Toxin an sich nichts Ekliges ist, sehr wohl aber an verdorbenem Fleisch. Der Artikel an sich hätte durchaus Potential zu einer guten Informationsquelle, aber allein aus dem Teaser geht hervor, dass es (wieder mal) nur um eine möglichst große Sensation geht:

Was steckt wirklich im Essen?

Schweineborsten stehen nicht auf Ihrem Speiseplan? Von wegen! Die Lebensmittelindustrie bringt Ihnen sogar noch ganz andere Ferkeleien auf den Tisch.

Hervorhebung von mir. Quelle: web.de

Durch das “wirklich” im Titel soll wohl versucht werden das Ganze als große Enthüllung darzustellen, obwohl viele, wenn nicht alle, vorgestellten “Ferkeleien” schon sehr lange bekannt sein dürften und sehr wahrscheinlich auch niemals verschwiegen wurden.

Links

Was steckt wirklich im Essen? (Artikel bei web.de)
Wikipedia – Protein
Wikipedia – Thiolgruppe
Wikipedia – Zuckerkulör
Wikipedia – Bestandteile von Holz
Wikipedia – Aspergillus niger
Zusatzstoffe Online (scheint gerade offline zu sein; Verbraucherschützerseite)
Wikipedia – Leiche
Wikipedia – Prion (mit überaus großer Vorsicht zu genießen, siehe dazugehörige Diskussionsseite)
Wikipedia – Botox
Wikipedia – Leichengifte
Rhizopus microsporus und andere Schimmelpilze in der menschlichen Ernährung (hinzugefügt am: 26.02.2007)

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2007-02-12

Miesmacher@work

Abgelegt unter Kurioses,Soziales Umfeld von Kreuvf um 20:15:15

William Felps und Terence Mitchell von der University of Washington haben in einer Untersuchung herausgefunden welch krassen Einfluss “Miesmacher” am Arbeitsplatz auf das Arbeitsklima haben können.

Es wurde herausgefunden, dass bereits ein unliebsamer und verantwortlungsloser Mitarbeiter ausreichen kann, damit es im Team zu Streitereien kommt, die Absprachen untereinander schlechter werden oder sogar die Zusammenarbeit verweigert wird.

Ebenfalls werden drei Arten der Reaktion auf “Miesmacher” näher erläutert, die da wären:

  • beherztes Eingreifen
  • Ablehnung
  • Abwehrhaltung

Zuerst werden andere Mitarbeiter den “Miesmacher” auf sein Fehlverhalten hinweisen und versuchen ihn zur Vernunft zu bringen. Spielt der “Miesmacher” nicht mit, so wird er abgewiesen.

Drittes, die Abwehrhaltung, tritt nur dann ein, wenn der “Miesmacher” in einer mächtigeren Position als das restliche Team ist. Dies ist vor allem deswegen kritisch, weil sich die schwachen Teammitglieder zurückziehen, frustiert, abgelenkt und defensiv werden.

Gewöhnliche Abwehrmechanismen umfassen Verweigerung, Rückzug aus dem Miteinander, Ärger, Angst und Furcht. Das Vertrauen ins Team bröckelt dahin und so wie die Gruppe ihren freundlichen Umgang verliert, ziehen sich die Teammitglieder physisch und psychisch aus dem Team zurück.

Als ich das gelesen habe, sind mir sehr schnell Parallelen zum Gildenleben aufgefallen, da selbst dort ein “Miesmacher” die Stimmung und Teilnahme aller – entsprechend der Bezeichnung – vermiesen kann. Es muss deshalb oberstes Ziel einer effizienten Gildenleitung sein “Miesmacher” nicht in die Gilde zu lassen (leider lässt sich das online nicht so leicht tun) oder entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, falls man sich einen Miesmacher ins Boot geholt hat.

Links

EurekAlert.org – Business & Economics – Rotten to the core: How workplace ‘bad apples’ spoil barrels of good employees

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2006-11-29

Milchige Kontraste

Abgelegt unter Kurioses,Medizin (Sonstiges) von Kreuvf um 20:05:15

Bei Beschwerden im Magendarmtrakt kommt heutzutage ja u.a. eine Computertomographie in Frage, was im Endeffekt ein sehr viel besseres Röntgen darstellt. Um verschiedene Strukturen für den Computertomographen sichtbar zu machen, ist es nötig dem Patienten verschiedene Röntgenkontrastmittel zuzuführen.

Diese Mittel sind natürlich nicht sehr förderlich für die Gesundheit und natürlich kann es zu Nebenwirkungen kommen. Für den Magendarmtrakt verwendet man z.B. Bariumsulfat. Nebenwirkungen sind sind lt. dem Pschyrembel “leichte Allgemeinreaktionen wie Hautrötung, Quaddeln, Übelkeit, Erbrechen, Hitzegefühl, Hustenreiz sowie selten vorkommende, schwere Reaktionen (Bronchospasmus, Asthmaanfall, Kreislaufkollaps, Krämpfe)”. Nun bleibt weder dem Patienten noch dem behandelnden Arzt kaum eine andere Wahl als Kontrastmittel einzusetzen, wenn herausgefunden werden soll, was denn beim Patienten “kaputt ist”.

Doch gibt es Hoffnung auf ein neues, besser verträgliches und jedem wohl bekanntes Röntgenkontrastmittel: Milch. Laut einer Studie sollen bei einer Kontrastierung mit VoLumen (Name einer Marke für ein Kontrastmittel mit Bariumsulfat) 42% der Patienten über “abdominal discomfort” geklagt haben, wohingegen nur 23% der Patienten, die Milch als Kontrastmittel eingesetzt hatten, über eben jene Beschwerde(n) geklagt haben.

Links

E-Z-EM News (enthält Aussage über min. einen Inhaltsstoff von VoLumen)
eurekalert.org – Got inexpensive contrast agent? Milk plays new role in imaging

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2006-10-06

LSD für Alkoholiker

Abgelegt unter Kurioses,Medizin (Sonstiges) von Kreuvf um 18:19:44

Dr. Erika Dyck, Professorin für Medizingeschichte an der Universität Alberta, hat die letzten fünf Jahre lang Fakten über eine Gruppe von Psychiaterpionieren, die in Saskatchewan in Kanada in den 1950er und 1960er gearbeitet haben, ausgegraben und dabei unter anderem Aufzeichnungen gefunden, die darauf hindeuten, dass eine einzige Dosis der halluzinogenen Droge LSD, wenn es in klinischer und unterstützender Umgebung verabreicht wird, eine effektive Behandlung für Alkoholismus sein kann.

Sie erklärt sich diese Wirkung dadurch, dass es durch das LSD den Betroffenen möglich gewesen war zu sehen wie ungesund sie leben und das zum Entschluss geführt hat das Verhalten zu ändern. Ebenfalls erstaunlich ist, dass in Interviews mit den damaligen Patienten es sogar viele gibt, die seit dieser Einmal-LSD-Behandlung nie wieder auch nur ein Tröpfchen Alkohol angerührt haben.

Einer Studie aus dem Jahr 1962 zu Folge haben 65% der mit LSD behandelten Alkoholiker für min. eineinhalb Jahre (dies entspricht der Dauer der Studie) mit dem Trinken aufgehört. Vergleichsweise mager sieht der Wert für Gruppentherapie (25%) und traditioneller Psychotherapie (12%) aus.

Zur damaligen Zeit war man sehr skeptisch gegenüber dieser Studie und eine Forschergruppe aus Toronto hat festgestellt, dass es unter bestimmten Umständen nicht möglich ist dieselben Ergebnisse zu erzielen: Man hat ihnen die Augen verbunden oder sie festgebunden. Dabei ist genau dies der wichtige Punkt!

Man muss dem Patienten die Droge in einer “unterstützenden” Umgebung verabreichen und darf nicht die Umgebung gegen ihn “aufstacheln”.

Nichtsdestotrotz war die Toronto-Forschergruppe glaubwürdiger, was alle weiteren Forschungen der Saskatchewan-Forschergruppe sämtliche Forschungsgrundlagen entriss.

Dyck sieht das Ganze heute aber etwas anders:

[…] “The LSD experience appeared to allow the patients to go through a spiritual journey that ultimately empowered them to heal themselves […] ” Dyck said. […]

Auf Deutsch: Die LSD-Erfahrung scheint den Patienten eine spirituelle Reise zu ermöglichen, die sie schlussendlich dazu befähigt sich selbst zu heilen.

Wie es mit der Droge LSD weiterging dürfte bekannt sein: Drogenmissbrauch auf der Straße führte zum weltweiten Verbot – auch für Forscher.

Aber mittlerweile scheint sich dieses Verbot ein wenig zu lockern, da einige US-Forschergruppen Erlaubnis erhalten haben LSD zu erforschen.

Quellen

EurekAlert.org – LSD treatment for alcoholism gets new look

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