Kreuvfs Allerweltsblog

2014-08-03

50dJP: Jetlag und erster Arbeitstag

Abgelegt unter 50 Tage Japan (50dJP) von Kreuvf um 18:54:13

Nachdem ich mir am Vorabend den Bauch vollgeschlagen hatte, hieß es am nächsten Morgen bereits: „Fertig machen für die Arbeit!“ Zwar ohne spürbaren Jetlag, dafür aber mit anderen Hindernissen kämpfte ich mich durch den ersten Arbeitstag.

2013-12-25

Geheizt wird hier in Yokohama nicht wie in Deutschland mit Zentralheizung, sondern mit der Klimaanlage! Zusammen mit der fehlenden Dämmung heißt das aber: Klimaanlage die ganze Nacht über an, der Stromzähler freut sich. Die wiederum hängen hier überall grundsätzlich außerhalb von Wohnungen/Häusern und sind von der Straße aus ablesbar.

Ohne Probleme, das heißt ohne einen spürbaren Jetlag, bin ich pünktlich am nächsten Morgen aufgestanden und habe mir dann meinen Weg durch die Morgenroutine in dem viel zu kleinen japanischen Bad geebnet. Eine genaue Beschreibung der Wohnung inklusive Bildern kommt in drei Wochen.

Die Duschtasse ist vergleichsweise hoch, allerdings zur umgebenden Wand nicht abgedichtet: Wasser, das an die Wand spritzt, fließt dann halt in die gut 5 mm breiten Ritzen und fließt dann (hoffentlich) unterduschtassig ab. Die Duschtasse ist aber auch sonst nicht fest im Boden verankert, was dann auffällt, wenn man sich mit einem Bein auf dem Rand abstützen möchte und einem dabei dann die Duschtasse entgegenkommt. Ich hatte ja mit Entgegenkommen seitens der Japaner gerechnet, nicht jedoch mit einem Entgegenkommen der Einrichtungsgegenstände. Unglaublich wie höflich hier selbst die Gegenstände sind!!!111

Die Warmwasserversorgung ist auch gewöhnungsbedürftig: das Warmwasser ist grundsätzlich äußerst heiß, vermutlich 60 °C bis 70 °C. Um nicht unnötig Wasser zu verschwenden, habe ich das daher aufgedreht und gewartet, bis es warm wurde, dann den Fluss verringert und das kalte Wasser dazugedreht. Nach etwa einer halben Minute hat dann aber das heiße Wasser gemeint sich dem kalten anpassen zu müssen, sodass während einer vergleichsweise langen Übergangszeit das Wasser von angenehm warm zu eiskalt wurde. Es hat etwas gedauert, bis ich verstanden habe, dass das Warmwasser einfach einen Mindestfluss braucht, um Warmwasser zu bleiben.

So habe ich mich da doch noch durchgekämpft. Hunger hatte ich aufgrund des reichhaltigen Okonomiyakis vom Vorabend nicht, also bis 12 Uhr gewartet, um den Manager des Hotels, Kenichi Hasegawa kennenzulernen und den Papierkram zu erledigen: dabei ist mir aufgefallen, dass die Mülltrennung in Japan teils sehr pragmatische Wege geht. Grundsätzlich wird eingeteilt in „burnable waste“ und „non-burnable waste“. PET-Flaschen werden extra recyclet und dann gibt es noch einen Haufen Sonderregeln. PET-Flaschen gibt es hier auch haufenweise: die an buchstäblich jeder dritten Straßenecke stehenden Getränkeautomaten bieten Kalt- und Heißgetränke auf der entsprechenden Temperatur ganzjährig an. Und das auch zu Preisen, die sich deutsche Getränkeautomatenanbieter mal anschauen sollten: ein halber Liter Cola kostet zwischen 120 Yen und 150 Yen, umgerechnet 85 ct bis 105 ct. Pfand gibt es hier nicht, was nach Meinung der Japaner, mit denen ich gesprochen habe, daran liegt, dass die ja gar keinen Platz in ihren Wohnungen hätten, um das ganze Leergut zu sammeln.

Nach dem Bürokratiekram hat mich einer der Japaner abgeholt und auf einer anderen Route, die durch den Hiyoshi-Campus führt, zum Yagami-Campus gebracht. Da ich an dem Tag aber noch ein Privatgespräch über das Internet geführt habe und ich auch noch nichts hatte, was ich in Japan tun konnte, bin ich gegen 14:30 Uhr wieder nach Hause. Den restlichen Tag habe ich dann im Internet verbracht. :D

Eine der Sachen, die ich dabei gefunden habe, ist eine Seite, auf der ich Kanji heraussuchen kann: Denshi Jisho. Kanji sind Schriftzeichen, die in Japan benutzt werden und die man mit Fug und Recht als die japanischen Schriftzeichen bezeichnen kann, aber eigentlich von den Chinesen übernommen wurden. Diese Schriftzeichen bestehen aus verschiedenen Teilen, den Radikalen. Mithilfe dieser Seite kann ich Schriftzeichen anhand ihrer Radikale heraussuchen, was bedeutend einfacher ist als Listen mit den mehreren tausend Schriftzeichen nach dem zu durchsuchen, das ich suche. Ein Japaner könnte ganz einfach nach einem Schriftzeichen suchen, indem er eine mögliche Aussprache in einen entsprechend eingerichteten Computer eingibt und der ihm dann die möglichen Schriftzeichen vorschlägt, aus dem der Nutzer dann das gewünschte auswählt. Aber die Aussprachemöglichkeiten sind mir ja fast alle unbekannt ;)

Der Tag an sich war sehr unspektakulär. Was allerdings auffällig war: ich hatte zwar Hunger, aber keinerlei Appetit, hatte also den ganzen Tag nichts gegessen. Aber kein Grund zur Sorge: das ist eine mögliche Ausprägung eines Jetlags. Und diese Ausprägung ist mir lieber als Schlafstörungen.