50dJP: Yagami-Campus und Izakaya
Noch am Tag meiner Ankunft, Heiligabend, habe ich mir meinen Arbeitsbereich für die nächsten Wochen angeschaut und bin zusammen mit vier mir bereits bekannten Japanern in ein Izakaya zum Essen gegangen.
2013-12-24
Da ich nicht müde war und mir an diesem Tag auch noch die Labore anschauen wollte, habe ich nur schnell meine Sache in der Wohnung abgestellt. Wir sind dann zu dritt zum Campus gelaufen. Derer gibt es hier zwei: den direkt am Bahnhof gelegenen Hiyoshi-Campus und der etwa 10 Gehminuten davon entfernt gelegene Yagami-Campus.
Die Labore sind bereits recht abgearbeitet und viel Platz gibt es dort nicht. Ich habe aber viele bekannte Gesichter wiedergesehen. Zu fünft sind wir dann, quasi nach der Arbeit, in ein Izakaya in Hiyoshi gegangen. Wichtig bei der Wahl des Izakaya war, dass die in ihre Speisen keine Fischbrühe geben. Das Izakaya war nur wenige Meter von meiner Wohnung entfernt.
Dort gab es ein typisch japanisches Gericht namens Okonomiyaki. So wie es sich gehört, zogen wir unsere Schuhe aus, bevor wir uns auf Tatamis an viel zu niedrigen Tischen setzten. In der Mitte des Tisches waren gasbefeuerte Heizplatten eingelassen.
Okonomiyaki funktioniert dann so, dass man die gesamten Zutaten voneinander getrennt in einer Schale gereicht bekommt: Salat und anderes Grünzeug, Fleisch und eine Art Eierkuchenteig (für Nicht-Berliner: Pfannkuchenteig). Das verrührt man dann und breitet den durchgemischten Teig auf der ölverschmierten Heizplatte aus, vergleichsweise dick (geschätzt: 3 cm bis 5 cm). Das brutzelt dann vor sich hin und wird nach einiger Zeit mehr oder minder kunstvoll umgedreht. Auf die fertige Unterseite, die jetzt oben liegt, kommen haufenweise Worcestershire-Soße, Mayonnaise und grüne Kräuter. Vor dem Verzehr wird das gesechselt und kommt dann auf kleine Teller, von denen mit Stäbchen gegessen wird.
Zusätzlich dazu gab es noch einiges anderes wie frittierte (?) Klumpen aus Hühnerfleisch, irgendwelche Sprossen, die dann mit rohem Ei vermengt wurden, Edamame und Enokitake. Das hat alles sehr gut geschmeckt. Genauer kann ich den Geschmack leider nicht beschreiben.
Zu trinken gab es neben kostenlosem Wasser Oolong-Tee. Interessant daran war, dass Oolong-Tee in Japan unter „Softdrinks“ (ソフトドリンク) läuft. Definitionsmäßig scheint das sogar in Deutschland zuzutreffen, ich hätte aber trotzdem erwartet, dass es für Tees eine eigene Abteilung auf der Speisekarte gibt. Apropos Speisekarte: die war natürlich ausschließlich auf Japanisch, inklusive der Preise. Das bedeutet, dass ich zum Lesen der Preise die Schriftzeichen für die zehn Ziffern von 0 bis 9 hätte können müssen. Außer der schon angesprochenen Überschrift „Softdrink“ konnte ich sonst nur „Cola“ (コーラ/koora) lesen.
Als wir fertig waren, fiel es mir sehr schwer aufzustehen und zu gehen, weil diese ungewohnte Sitzposition auf die Knochen und Gelenke geht. Und es war sehr krass wie schnell die Japaner ihre Schuhe wieder an hatten. Liegt wohl daran, dass die das ständig tun müssen. Wobei die da auch ein bisschen cheaten: im Izakaya selbst schlüpfen sie nur in die Schuhe, richtig zugebunden werden die dann erst vor der Tür – der Ausländer schert sich um derlei Kleinigkeiten aber nicht und bindet die Schuhe im Restaurant selbst zu, auch wenn das dauert und er dann alleine ist.