Kreuvfs Allerweltsblog

2010-04-29

„I tell you something about …“

Abgelegt unter Soziales Umfeld,Wortschatz/Sprache von Kreuvf um 19:57:38

Im Masterkurs gibt es jetzt ja eine größere Zahl an Präsentationen und da der Großteil der Studenten aus Deutschen besteht, hört man nur selten perfektes Englisch. Was mir aber bei vielen Vorträgen jetzt schon aufgefallen ist, ist fehlende sprachliche Gewandtheit: Wie für so einen Vortrag üblich, gibt es neben der ersten Folie eine oder zwei Folien mit dem Inhalt des Vortrags. Und einer der am häufigsten benutzten Satzfetzen in diesem Zusammenhang ist: „I tell you something about …“ Und das klingt sowas von grottig nach einem dieser Halbsätze, die man irgendwann in der Schule mal auswendig gelernt hat als „Präsentationsvokabular“ und jetzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit einbaut. Und das ist ein Problem, denn je öfter man dieses Konstrukt verwendet, umso häufiger werden die damit verbundenen Hirnwindungen benutzt und gestärkt, sodass es immer mehr zu einer Angewohnheit wird sich so auszudrücken statt aktiv über das Gesagte nachzudenken und vielleicht doch mal ein klein wenig Variation einzubauen.

Dicht gefolgt wird das Ganze übrigens vom Wort „important“. Egal wie unbedeutend das behandelte Nischenthema auch sein mag, es muss immer irgendwie ausgesagt werden, dass es „important“ ist. Nun ist die Behauptung etwas wäre wichtig ja absolut bedeutungslos, da fehlt eindeutig eine Begründung, aber viel zu oft, wenn diese nachgeliefert wird, hört sich das entweder hanebüchen oder konstruiert an. Soweit ich mich erinnern kann, verzichte ich größtenteils auf den Gebrauch von „important“, wohl auch, weil das eine eher abstoßende und das Thema langweilig-machende Wirkung auf mich hat. Ein Beispiel aus dieser Woche: Es gab diese Woche Vorträge unter anderem zu Drug Delivery Systems, also Mitteln und Wegen wie man eine Medizin in den Körper und da dann dorthin bringt, wo sie benötigt wird. Bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich meine es war so, dass eine Frage aus dem Publikum kam, die darauf abzielte, weshalb man denn für Diabetiker an einer Lösung arbeitet, die ohne Injektionen auskommt. Und dann war es natürlich total important, dass man nicht mehr spritzen muss, weil ja die armen Patienten das nicht so mögen. Das stimmt natürlich, sich spritzen ist nervig und kostet auch Überwindung und wenn man zu oft an einer Stelle spritzt, hat das ja auch optische Effekte, aber dennoch: Der Patient sollte nicht zu sehr mit Samthandschuhen angefasst werden, denn die Alternative zu Spritzen lautet Hyperglykämie und all die Effekte, die sich daraus ergeben können wie Retinopathia diabetica oder diabetischem Fuß. Und dann frage ich mich wie „important“ dem Patienten der Erhalt seiner Mobilität und sinnlichen Wahrnehmung ist verglichen mit dem Nachteil des Spritzens. Das ist auch der Grund, weshalb ich die Begründung, weshalb die Entwicklung „important“ sein soll, für konstruiert halte.

Und leider treffe ich viel zu oft auf solche Begründungen, die meiner Meinung nach einfach nur dahingesagt sind :( Ich sage ja nicht, dass der Grund nicht stimmt, aber der Grund ist einfach viel zu schwach. Wenn man durch das Spritzen nach jeder dritten Injektion für eine Stunde gelähmt wäre und das in der neuen Darreichungsform nur noch 10 Minuten wären, das wäre etwas, bei dem ich zustimmen würde, dass es sinnvoll ist, sowas zu entwickeln.