5-FU f**** dich
Vor gut eineinhalb Jahren habe ich hier erstmals über das Chemohirn berichtet und heute habe ich eine interessante weitere News zu diesem Thema reinbekommen.
Krebsbehandlung mit der Chemotherapie ist demnach oft mit einer verzögerten neurologischen Nebenwirkung behaftet. In einer Veröffentlichung im Journal of Biology wird gezeigt, dass ein einziges Chemomedikament, 5-Fluoruracil, kurz 5-FU, ausreicht, um ein Syndrom der verzögerten Degeneration des zentralen Nervensystems auszulösen. Man könnte daher denken, dass 5-FU daher nicht so oft eingesetzt wird, was aber weit gefehlt ist, denn es handelt sich bei 5-FU um ein häufig eingesetztes Medikament, das allein oder in Kombination mit anderen Medikamenten zur Behandlung von Darm-, Brust-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Eierstock- und Blasenkrebs verwendet wird.
Der News zu Folge ist wenig über die Nebenwirkungen aufs zentrale Nervensystem durch die Chemotherapie bekannt und das – wird so auch ausdrücklich in der News erwähnt – entgegen der offensichtlichen, klinischen Bedeutung. Über die Ursachen des Chemohirns ist man sich noch nicht sicher, in Frage kommen derzeit unter anderem: Behandlung mit mehreren Chemomedikamenten, Chemotherapie plus Körperantwort auf den Krebs, Schaden in der Blut-Hirn-Schranke oder Entzündungen.
In Mäusen hat man gefunden, dass eine systemische Kurzzeitgabe von 5-FU sowohl akute Schäden am zentralen Nervensystem als auch ein Syndrom aus fortschreitenden, aber verzögerten Schädigungen auslöst. Dieser Schaden wurde nicht von selbst repariert und wurde mit der Zeit sogar noch schlimmer. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit der Chemotherapie auch einen verzögerten Einfluss auf die Geschwindigkeit hat, mit der Informationen vom Ohr zum Gehirn weitergeleitet werden.
Es wird sich dann ein wenig weiter über die genaue Art der Schädigung ausgelassen (Schäden an myelinierten Teilen des ZNS, da Oligodendrozyten ebenfalls von 5-FU geschädigt werden), die aber jeder selbst nachlesen kann, der Artikel ist am Ende schließlich verlinkt.
Immerhin kann man der Situation dann noch ein Gutes abgewinnen: Die Ohr-zu-Gehirn-Informationsaustauschgeschwindigkeit kann zur nicht-invasiven Analyse der Myelinschäden, die mit der Krebsbehandlung in Zusammenhang stehen, herangezogen werden.