Kreuvfs Allerweltsblog

2011-07-08

Sinn des Lebens

Abgelegt unter In eigener Sache,Psychologie von Kreuvf um 20:34:35

Der Durchschnittsmensch macht sich bekanntlich nicht viel Gedanken über Dinge, die außerhalb der Greifreichweite liegen, und kommt man einem solchen Menschen dann mit Fragen wie die nach dem Sinn des Lebens, muss man enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass die Antworten darauf in etwa so aussehen: „Du kannst Fragen stellen… !“, „Darüber mache ich mir keine Gedanken.“ oder „Womit du dich alles beschäftigst!“ Nun habe ich keine Lust mir über die Unwilligkeit der Masse Gedanken zu machen und habe mir bereits vor Jahren überlegt, was ich denn auf diese Frage antworten würde. Da die Antwort allerdings nicht einfach zu verstehen ist, denke ich, dass ich das hier mal detailliert ausführen sollte, einfach um das mal aufgeschrieben zu haben und darauf verweisen zu können. Detaillierte Ausführungen sind in der Regel gerade in alltäglichen Gesprächen nicht möglich, da der Gegenüber keinerlei Bereitschaft zeigt Ausführungen mit mehr als drei Sätzen zu folgen.

Definition: Sinn

Vor der Beantwortung der Frage nach dem Sinn des Lebens, also: „Welchen Sinn hat das Leben?“, will ich klären, was mit „Sinn“ gemeint ist. Gemeinhin wird etwas als „sinnvoll“ bezeichnet, wenn damit ein vom Betrachter erkennbares Ziel erreicht wird. Eine verkehrsberuhigte Zone in der Umgebung eines Spielplatzes ist demnach sinnvoll, weil eine solche Zone dafür sorgt, dass ein Großteil der Verkehrsteilnehmer langsamer und vorsichtiger fährt und so im Falle eines plötzlich auf die Straße rollenden Balles mit hinterherrennendem Kind auch rechtzeitig und ohne, dass jemand oder etwas zu Schaden kommt, bremsen kann.

Anders formuliert ist der Sinn der verkehrsberuhigten Zone eine Verringerung des Unfallrisikos. So ausgedrückt ist das Wort „Sinn“ auch leicht durch „Grund“ ersetzbar: der Grund der verkehrsberuhigten Zone ist eine Verringerung des Unfallrisikos. Der Knackpunkt an dieser Sache soll aber nochmals deutlich ausgeschrieben werden: Sinn ist nur dann vorhanden, wenn der Betrachter ein/das Ziel erkennen kann. Der Sinn einer quadratischen Ergänzung erschließt sich nicht jedem, hat daher für den einen Betrachter keinen Sinn, für den anderen jedoch sehr wohl.

Definition: Sinn des Lebens

Nachdem die Definition für „Sinn“ gegeben ist, ist klar, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens viel eher die Frage nach dem Grund für die Existenz von Leben darstellt. Dies wiederum ist aber in der Regel nicht das, was damit häufig gemeint wird. Oder es ist eine leicht andere Frage, nämlich: „Welchen Sinn hat mein Leben?“ Das heißt an dieser Stelle muss deutlich unterschieden werden zwischen beiden Fragen: die eine ist allgemein gehalten und erwartet den Grund für die Existenz von Leben im Großen, die andere ist speziell auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten und erwartet letztendlich eine Handlungsanweisung. Diese Handlungsanweisung ist eine direkte Konsequenz aus der Beantwortung der Frage nach dem Sinn eines bestimmten Lebens.

Sinn notwendig?

Bevor ich auf beide Fragen eine Antwort geben möchte, muss klar sein, dass grundsätzlich keinerlei Notwendigkeit für das Vorhandensein eines Sinns besteht. Es handelt sich dabei um ein menschliches Bedürfnis für die Dinge eine Erklärung zu haben, auch wenn es nur irgendein Glaube sein sollte. Wichtig ist, dass der Mensch, für den die Frage beantwortet werden soll, die Antwort für in sich schlüssig halten muss, weshalb auch auf grobem Unfug, Wunschdenken und Glorifizierung basierende Wundergeschichten durchaus ausreichen können. Das heißt, dass die Anforderungen an die Qualität der Antworten von der jeweiligen Person abhängen.

Grund für die Existenz von Leben

Wie auch immer „Leben“ im Detail definiert ist, arbeitet man wie ich mit der in der Biologie verwendeten Definition, so lässt sich unter Nutzung des derzeitigen Stands der Wissenschaft die folgende Aussage treffen: Der Grund für die Existenz von Leben ist, dass das Leben thermodynamisch begünstigt ist. Vereinfacht gesagt: das, was wir als Leben wahrnehmen, ist im Endeffekt eine unglaubliche Menge verschiedener chemischer Reaktionen. Diese sind so ausbalanciert, dass sie sich zum Beispiel vermehren können oder verschiedene Stoffe, die von außerhalb dieses Systems aufgenommen werden, so umwandeln können, dass daraus Stoffe entstehen, die an anderer Stelle im System genutzt werden können. Ersteres lässt sich als Fortpflanzung bezeichnen, Zweiteres als Stoffwechsel. Wie das alles mal angefangen hat und auch wann, lässt sich leider nicht ohne Weiteres klären. Der Grund aber dafür, dass diese und nicht andere Reaktionen ablaufen, liegt darin, dass grundlegende physikalische Gesetze dafür sorgen, dass genau diese Reaktionen bevorzugt stattfinden. Die Existenz von Leben ist daher in den Naturgesetzen begründet.

Grund für die Existenz eines bestimmten Lebens

Die für die meisten sicher spannendere Frage ist die nach dem Sinn ihres Lebens. Und erwartungsgemäß gibt es darauf keine allgemein gültige Antwort. Aber es ist möglich gewisse Feststellungen zu treffen:

  1. Der Sinn eines Lebens besteht in der Regel in dem Streben nach und – im Idealfall – dem Erreichen mindestens eines Zieles. Daraus leitet sich ab, dass Ziele definiert werden müssen. Projektmanager definieren „Ziel“ als Beschreibung eines zukünftigen Zustands mit weiteren Detailangaben wie Ort, Datum und Umfang etc. pp.
  2. Kein Mensch kommt mit einem vordefinierten Ziel auf die Welt. Es ist möglich, dass äußere Einflüsse versuchen Ziele aufzudrücken, aber im Endeffekt ändert auch das nichts daran, dass es kein vordefiniertes Ziel gibt. Jeder Mensch hat demnach Wahlfreiheit.
  3. Die Wahl eines Zieles kann bei konsequenter Verfolgung großen Einfluss auf das Leben haben. Es ist daher bei der Wahl eines Zieles wichtig dies nicht leichtfertig zu tun.
  4. Sind alle Ziele erreicht, kann der Mangel an Zielen trotz des bereits Erreichtem zu einer Leere führen, die darin mündet, dass das eigene Leben als sinnlos erachtet wird. Ähnlich wie die Dinge, die wir besitzen, weniger wert erscheinen als das, was wir gerne hätten, verhält es sich auch mit Zielen: ist man am Ende der Grundschule stolz, wenn man eine Empfehlung für’s Gymnasium bekommen hat, kann dies spätestens beim Bestehen des Abiturs als lächerlich kleines Ziel wirken. Es ist daher ratsam Ziele zu suchen, die automatisch zu Folgezielen führen oder mindestens Folgeziele nicht ausschließen.

Der wohl wichtigste Punkt ist, dass jeder Mensch frei ist in der Wahl seiner Ziele. Freiheiten sind immer ein zweischneidiges Schwert, da man auf der einen Seite die Qual der Wahl hat, auf der anderen Seite keine Ziele verfolgen muss, die man nicht verfolgen will.

Ich bin kein Philosoph – betrachte die meisten ja sogar als nichtsnutzige Labertaschen – und denke trotzdem, dass es hilfreich ist das mal so aufgeschrieben zu haben.

Randbedingung

All das, was wir Menschen übereinstimmend als Realität wahrnehmen, existiert auch tatsächlich so und wir leben nicht nur in einer Traumwelt. Das ist zwar grundlegend, aber leider keine Selbstverständlichkeit. Der Punkt ist aber, dass wir nur diese eine Realität haben und uns keinerlei Daten über irgendwelche außerhalb liegenden Welten zur Verfügung stehen, zumindest keine reproduzierbaren.