Atomausstieg: Quid pro quo?
Was hätten die Grünen von einem unwiderruflichen Atomausstieg im Sinne einer endgültigen Abschaltung aller Kernkraftwerke in Deutschland? Nichts.
Solange in Deutschland Atomstrom produziert wird, können sich die Grünen bei jedem großen und kleinen Zwischenfall in einem Kernkraftwerk profilieren und wahlwirksam Stimmen einheimsen. Je größer das Problem und je stärker dies in den Medien breitgetreten wird, desto wahlwirksamer. Doch was würde passieren, gäbe es keine Atomkraft mehr in Deutschland? Zeit also für ein kleines Gedankenexperiment.
Selbst bei einem sofortigen Atomausstieg, also der sofortigen (= ab Anfang April 2011) Abschaltung sämtlicher auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland stehenden Kernkraftwerke, würde es noch einige Zeit dauern, bis die Kraftwerke alle restlos beseitigt sind. Da ein sofortiger Atomausstieg aber wirtschaftlich absolut schwachsinnig wäre, kann man davon ausgehen, dass die Atomkraftwerke erst in drei Jahren abgeschaltet werden müssten. Bis dann alles so weit komplett abgerissen ist, kann man nochmal mehrere Jahre rechnen, sodass wir vielleicht im Jahre 2020 landen.
Im Jahre 2020 also haben die Grünen eines ihrer Hauptziele erreicht und die Atomkraft endlich und für immer aus Deutschland verbannt. Doch was nun? Grün angehaucht sind auch andere Parteien und der Ausstieg aus der Atomkraft war jahrelang eines der größten Zugpferde für die Grünen. Wenn dieses Zugpferd wegfällt, ist davon auszugehen, dass auch die Wahlergebnisse dieser Partei einbrechen werden.
Daher frage ich mich, ob ein Ausstieg aus der Atomenergie für alle Zeiten ein erstrebenswertes Ziel für die Grünen ist. Ähnlich dürfte es da auch den Piraten gehen: Datenskandale mit vielen finanziell stark geschädigten Opfern hier und da und überall könnten innerhalb kürzester Zeit für Rekordwahlergebnisse sorgen. Doch ist der Datenschutz erst einmal verbessert und besser durchsetzbar gemacht, was bleibt dann noch viel übrig? Und die Rede ist vom Durchschnittsbürger, der nur deswegen eine bestimmte Farbe wählt, weil ihn das aktuell beschäftigt und nicht, weil nach sorgfältiger Überlegung und Abwägung zahlreicher Argumente die Entscheidung auf eine bestimmte Partei gefallen ist.